"Wenn die Märchenkugel singt, gibt es etwas zu erzählen"
Eine Kerze, Goldflitter, eine Schatzkiste, eine fein singende, klingende Silberkugel und im Halbdunkel eine sanfte Stimme - die Märchenstunde mit Klaus Dörre in der Grundschule Am Langen Esch hat begonnen.
Fasziniert lauschten die Erstklässler den
Geschichten Klaus Dörres. Ähnlich dürfte
es später den Zuhörern im Christlichen
Krankenhaus und den jungen Gästen des
FIZ gegangen sein, wo der Märchen-
erzähler, freilich mit anderem Programm,
ebenfalls zu Gast war.
Foto: E. Gadeberg
Im Rund sitzen Jungen und Mädchen, Erstklässler, und lassen sich entführen in eine Welt, in der Gut und Böse noch eindeutig sind, Gut belohnt und Böse bestraft wird, in die Welt von Klaus Dörre, die Welt der Märchen. Der Erzähler begrüßt die Kinder, und jedes einzelne von ihnen muss das Gefühl haben, ganz persönlich gemeint zu sein, ganz persönlich der Grund zu sein für Klaus Dörres Freude am Erzählen in Quakenbrück, an eben der Grundschule, die er vor sechs Jahren zum letzten Mal besucht hat.
Und dann wird es still. Klaus Dörres Stimme verwandelt ihn abwechselnd in die schlimme Helene, die gute Maruschka, in den ängstlichen Kesselflicker Ticke-Tacke, in eine gewaltige Riesin und gleich darauf in einen hilfreichen Wichtel. Klaus Dörre braucht kein Buch, er erzählt, kann auf diese Weise die Reaktion der kleinen Zuhörer aufnehmen und auf sie reagieren. Er nimmt sie mit und lässt auch sie abwechselnd eine klappernde Ofentür, aufgeregte Krähen oder rauschende Blätter sein. Solche Mitmachgeschichten werden dem Bewegungsdrang der Kinder gerecht, andere, wie die vom süßen Brei oder dem Schnee, der seine Farbe einem Glöckchen verdankt, dem er als Dankeschön seinen Namen gegeben hat, dem Schneeglöckchen nämlich, lassen die Kinder gespannt zuhören. Klangschalen und ein selbst gebauter Märchenkoffer mit "laufenden Bildern" tragen zur Verzauberung bei, die erst endet, als sich der Erzähler verabschiedet.
Vieles mag notwendig sein, um Kinder so zu fesseln wie es Klaus Dörre in seinen Märchenstunden gelungen ist. Eines aber ist unverzichtbar: Man muss Kinder mögen. Wie Klaus Dörre.
Der freie Künstler und Märchenpädagoge ist Mitbegründer des Märchenateliers "Die grüne Schlange" und Mitglied der Europäischen Märchengesellschaft. Seit vielen Jahren ist er aktiv in der Gruppenarbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen sowie in der Märchenerzähl-Ausbildung.
Bersenbrücker Kreisblatt, 30. November 2007
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